Wohin mit einer gefundenen Landschildkröte?
Unsere liebe Tierfreundin Simona Uffenkamp (Mona) hat sich der kleinen Landschildkröte angenommen und dafür gesorgt, dass sie in fachmännische Hände gelangt.
An dieser Stelle wollen wir Dir, liebe Mona, recht herzlich für Dein besonderes Engagement danken!
Lesen Sie bitte hier den Bericht von Mona und schauen Sie, wie wohl sich die Landschildkröte in ihrem neuen Gehege fühlt:
Über den Sinn der privaten Haltung von exotischen Wildtieren kann ja bekanntlich gestritten werden. Die griechische Landschildkröte, welche vor kurzem in Nienburg gefunden wurde, hätte hier in Deutschland keine Chance gehabt, in der freien Wildbahn zu überleben.
Wie also hält man ein solches Tier einigermaßen artgerecht? Eine Haltung im Terrarium ist nicht nur zu klein, sondern auch Tierquälerei, so haben diese Tiere in ihrer Heimat doch Reviere von knapp 2 ha Größe (fast so groß wie 3 Fußballfelder).
Im Internet stieß ich neben einigen informativen Foren zum Thema auch auf folgende Seiten:
http://www.landschildkroete.net/
http://www.sigs.ch/
http://www.landschildkroeten.de/ernaehrung-futterpflanzen/
Dort wird ziemlich schön beschrieben, wie man ein Wohlfühlrefugium für Landschildkröten einrichten kann, ein Projekt welches nur Eigentümer eines eigenen Gartens mit den nötigen Kleingeld in Angriff nehmen können…
Auch über die artgerechte Fütterung wird dort ausführlich geschrieben, denn falsche Ernährung und Mangel an UV Licht führen leider immer wieder zu Erkrankungen und Panzerdeformationen wie es bei „unserer“ Landschildkröte der Fall war. Ein solcher Panzerschaden bleibt ein Leben lang bestehen, beeinträchtigt das Tier zwar meistens nicht, ist aber ein Zeichen für falsche Haltung.
Die Errichtung eines solchen Geheges kommt für unser kleines Tierheim leider zur Zeit nicht in Frage, zumal griechische Landschildkröten unter das Artenschutzgesetzt fallen und ohne eine gültige Cites Bescheinigung in Niedersachsen grundsätzlich beschlagnahmt werden und nur in einer der anerkannten Auffangstationen gehalten werden dürfen.
http://www.mediterrane-landschildkroeten.de/behoerden.php
Unsere Fundschildkröte (den Artikel dazu finden sie hier) hat keinen Microchip, ein Eigentümer mit den nötigen Papieren hat sich nicht gemeldet und so brachte ich das Tierchen nach Absprache zur Wildtierhilfe Lüneburger Heide in Soltau.
Am 9.6. war es soweit. eine „Kröte“ ging auf die Reise Richtung Soltau: http://www.wildtierhilfe.de/
Dort angekommen wurden wir herzlich empfangen und der junge Schildkrötenmann wurde auf ca. 4 Jahre geschätzt und erkennungsdienstlich behandelt, also vermessen und gewogen.
Wichtig dabei ist vor allem ein Foto der Unterseite, denn die Zeichnung und Anordnung der Hornplatten dort sind für eine Identifizierung ausschlaggebend.
Das hat ihm gar nicht gefallen, denn jedes Umdrehen und Hochnehmen löst bei Schildkröten schon fast Todesangst aus, weil es an den Angriff eines Fressfeindes erinnert, wurde mir erklärt.
Da der Bub ansonsten einen sehr gesunden und munteren Eindruck machte und die Station sowieso regelmäßige Entwurmungen und weitere allgemeine Untersuchungen durchführt durfte er gleich zu den anderen Kröten in eines der beiden großen Freigehege.
Auf gut 100 qm tummelten sich 20 Schildkröten, die sich momentan diese Gehege teilen, da in dem anderen Freigehege ein Gewächshaus für den Winterschlaf und die Übergangszeit gebaut wird.
Nach Fertigstellung werden wieder 2 Gruppen, bei Bedarf nach Geschlechtern getrennt, zusammengestellt, denn in freier Wildbahn begegnen sich Schildkröten sehr selten und so sind kleineren Gruppen vorteilhafter.
Die erste Begegnung mit einem Artgenossen sorgte bei unserem kleinen Burschen für Aufregung und sofort folgte er der anderen Schildkröte auf Schritt und Tritt..
…betrachtete die „Großen“ von allen Seiten…
…und weiter ging es…
…zum sogenannten „Warmhaus“ mit angebautem dunklen Schlafbereich.
Das „Warmhaus“ ist isoliert, hat ein Dach aus Plexiglas und für die kälteren Tage auch eine Wärmelampe. Es war gut besucht, doch durch die trübe Scheibe war leider kein Foto möglich, aber dort drinnen lagen 5 Schildkröten friedlich beieinander und genossen das warme Klima im Innenraum.
Im ganzen Gehege befinden sich Unterschlupfmöglichkeiten und der Boden wurde an einigen Stellen komplett ausgetauscht und durch ein Sand-Kies-Gemsich ersetzt, so siedeln sich dort auch Wildpflanzen an, die den Schildkröten als wertvolle Nahrung dienen.
Die Weibchen könne im Sand auch ihre Eier ablegen. Natürlich wird hier nicht gezüchtet! Die Eier werden in unserem Klima draußen gar nicht ausrechend gewärmt, aber die Möglichkeit der natürlichen Eiablage ist wichtig um eine Legenot zu vermeiden.
Bei der Fütterung wurde und wird in privater Haltung immer noch viel falsch gemacht erklärte mir Frau Erdmann von der Wildtierstation. Da wird Katzenfutter gegeben, obwohl Landschildkröten Vegetarier sind und die Tiere werden mit Obst und Gemüse fett und krank gefüttert.
Eine karge Kost aus Wildkräutern dann und wann mal etwas Salat, ständig frisches Wasser in einer flachen Schale die zum Trinken oft naturgemäß ganz betreten wird sind das Beste. Und so müssen die Pfleger jedenTag Wildkräuter für die Schildkröten sammeln und an verschiedenen Stellen im Gehege platzieren, damit die Tiere sich ausreichend bewegen und nicht an einer Stelle campieren und einfach nur fressen.
Unterdessen hat unser Schildkrötenmann seine Vorliebe für eine Dame entdeckt und macht dieser ziemlich eindeutige Avancen…
Etwas was in den ersten Tagen bei männlichen Schildkröte die neu in die Gruppe kommen immer wieder beobachtet wird. „Das gibt sich aber..“ sagte Frau Erdmann lächelnd.
Der Chef der Gruppe hat ihm auch gleich seine Meinung zum Thema „wem gehören die Frauen hier“ klar gemacht…
Er hat darauf hin dann das Gehege weiter erkundet und ich bin mit einem guten Gefühl und der Erkenntnis, das kaum jemand diesen Tieren in privater Haltung so gerecht werden kann nach Hause gefahren.
Schön dass es solche Einrichtungen gibt! und herzlichen Dank an Frau Erdmann für die Führung durch die Station und die geduldige Beantwortung all meiner Fragen.
Mona Uffenkamp
Das wäre auch mal ein Artikel für die Zeitung! Vor 2 Jahren wünschte sich unser
1Sohn eine griech. Landschildkröte zu Weihnachten. Wir haben ein Buch darüber
gekauft und uns in einem Zoofachgeschäft! beraten lassen. Dort hat man uns
gleich alles notwendige zum „Leben und Wohlfühlen“ für das Tierchen verkauft
(über 250 Euro!). Leider habe ich mich erst nach dem Zubehörkauf schlau gelesen
(o.a.Internetseiten). Die Sachen stehen heute mit diversen Schildkröten aus Holz, Porzellan etc. im Terrarium bei uns herum. Eine Schildkröte haben wir dann nicht angeschafft, weil eine artgerechte Haltung von uns nicht geschaffen werden konnte. Wir waren sehr froh, uns NICHT auf die Aussagen der Verkäuferin ver-
lassen zu haben. Leider werden die Schildkröten immer noch in solchen Ge-
schäften verkauft.
Schön, daß obiges Schildi ein gutes Zuhause gefunden hat!
Viele Grüße, Corinna