Tierschutz Nienburg

"Drakenburger Heide" e.V.
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Der Welttierschutztag – Tier(heime) in Not?!

Oktober 04, 2010 By: Helke Romann Category: Tierschutz Allg.

          Dieses Jahr hat dieser Welttierschutztag 2010 einen dunklen Beigeschmack. Es geht um die deutschen Tierheime, wo schon einige von ihnen aufgrund der wirtschaftlichen Lage Insolvenz angemeldet hatten. Inzwischen sind das schon fast 80 Tierheime, Tendenz steigend.
Zu dieser Jahreszeit sind fast alle Zeitungen gefüllt mit Spendenaufrufen und Hilfgesuchen, um noch den letzten Euro aus den Taschen der Bürger zu kitzeln. Falls sie jetzt so einen Artikel an dieser Stelle erwartet haben, werden sie enttäuscht werden. Dieser Artikel soll im Ansatz die Hauptarbeit des Tierheimes vorstellen, denn viele haben vergessen, was die Tierheime eigentlich leisten und für wen.

Jeder Tierbesitzer ist besorgt, wenn ihr geliebtes Tier nicht mehr nach Hause kommt. Aber wo soll er es suchen? Wer ist dafür zuständig, sich um Fundtiere zu kümmern? Die Rechnung vom Tierarzt zu bezahlten, weil ein Fundtier verunfallt war, aber nicht weiß, wer der Besitzer ist?

Leider kommt es immer noch allzu oft vor, dass Bürger einfach die gefundenen Haustiere behalten, ohne sich Gedanken zu machen, ob das Tier vermisst wird. Die nachbarschaftliche Suche nach einem potentiellen Besitzer reicht dabei nicht aus. Wir hatten schon oft Fundtiere, die im zweistelligen Kilometerbereich von zu Hause gefunden worden waren (z.B. Blinder Passagier im Handwerkerwagen, aus einer Pensionsstelle entlaufen usw.)
Der Tierschutz Nienburg „Drakenburger Heide“ e.V. hat mit den Kommunen Eystrup, Bruchhausen-Vilsen (nur Hunde), Heemsen, Hoya, Landesbergen, Steyerberg, Steimbke, Marklohe, Liebenau und den Städten Uchte, Stolzenau, Rehburg-Loccum, Nienburg/Weser so genannte Fundtierverträge abgeschlossen.
Durch diese Verträge übernehmen die Tierheime diese staatliche Pflichtaufgabe, Fundtiere aufzunehmen! Wir erhalten für die Betreuung der Fundtiere einen Pauschalbetrag (§ 973 Abs. 1 BGB) von den Städten/Kommunen und stehen damit in der Pflicht, Fundtiere aufzunehmen!

urlaubs-katzeNach Art. 20 a GG dürfen die Kommunen/Städte keine Fundtiere aus Kostengründen einschläfern lassen, also müssen diese Fundtiere für 6 Monate artgerecht gemäß § 2 Nr. 1 TierSchG gehalten werden. Und bei weiterem mehr! Über 70% der Kapazitäten im Tierheim werden in den zwei kritischen Jahresabschnitten allein nur von Fundtieren veranschlagt.
Zur Pflege gehört auch die tierärztliche Versorgung. Hierzu zählen neben den notwendigen Behandlungskosten für Verletzungen und akute Krankheiten unerlässliche Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen und Entwurmungen, die notwendig sind, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten innerhalb des Tierheims zu verhindern. Bei Hunden ist das die Grundimmunisierung gegen Staupe, HCC –ansteckende Hepatitis, Parvovirose und Leptospirose. Bei Katzen ist das die Grundimmunisierung gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen.

Zusätzlich muss jedes Fundtier 14 Tage in Quarantäne gehalten werden, da sein gesundheitlicher Zustand unbekannt ist! Diese Räume werden mit speziellen Reinigungsmitteln gereinigt, welche im normalen Handeln nicht zu kaufen sind. Die Tierpfleger arbeiten in dieser Umgebung mit Einwegschutzkleidung, damit Keime, Bakterien oder Viren sich nicht verbreiten können.
Verwilderte Haustiere, welche nicht artgerecht im Tierheim gehalten werden können, weil sie nicht mit der Zwingerhaltung zu recht kommen, dürfen demzufolge nach dem Tierschutzgesetzt nicht im Tierheim gehalten werden. Für solche Fälle bietet das Tierheim die Kastration dieser Tiere an und sucht, sofern das Tier nicht wieder zu ihrem Fundort zurückdarf, ein neues zu Hause.

Was geschieht wenn es keine Anlaufstelle mehr für verwaiste, ausgesetzte, misshandelte, unerwünschte oder beschlagnahmte Tiere mehr gibt?
Was geschieht mit den alten, chronisch kranken oder behinderten Tieren, die keiner mehr haben will? Wer wird sie aufnehmen und ihnen einen angenehmen Lebensabend ermöglichen? Wohin mit diesen Tieren, wenn es ein Tierheim nicht mehr gibt oder dieses nicht aufnehmen kann?

bildzeitungDer Tierschutz in Deutschland steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Tierschutzorganisationen wachsen derzeitig wie Pilze aus dem Boden, eben weil die Tierheime es nicht mehr schaffen, sei’s von den Kapazitäten noch finanziell, das ganze Spektrum des Tierschutzes abzudecken. Noch nie gab es so eine bunte Vielfalt an unterschiedlichen Organisationen, welche differenzierten Tierschutz betreiben, wie heute.
Die einen kämpfen rein nur für ausländische Tiere und transportieren sie nach Deutschland, die anderen beschäftigen sich nur um die inländischen Problemtiere, wie z.B. Gnadenhöfe.

Leider arbeiten nur die wenigsten von ihnen mit den lokalen Tierschutzvereinen zusammen. Aber keiner von ihnen darf Fundtiere aufnehmen, obwohl es ein paar von ihnen hier im Landkreis tun. Die Sache Fundtiere ist immer noch eine Pflichtaufgabe der Stadt/Kommune, die dies den Tierheimen übertragen haben!

Fundtiere haben ein Recht auf Leben und eine Chance verdient, wieder zu ihrem Besitzer zurück gebracht zu werden. Es darf nicht angehen, dass Tiere einfach gefunden und schlicht behalten oder an dritte verkauft werden.

Der Tierschutz Nienburg „Drakenburger Heide“ e.V. schreckt nicht davor zurück, im Falle einer Fundunterschlagung Anzeige zu erstatten.

Ihre
Helke Romann

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